Nachhaltigkeitsgipfel 2024

Anfang Juni reisten 8 Mitglieder der Stomata Gruppe auf eine 3-tägige Bildungsreise nach Kopenhagen. 47 Greenkeeper aus Dänemark, Schweden, Niederlande und Deutschland unternahmen eine Exkursion zum Thema nachhaltige Golfplatz Management nach dänischem Vorbild.

Der erste Programmpunkt war die Versuchsstation der DLF in Store Heddinge. Frau Anne Mette Dahl Jensen, Produkt Development Manager, gab uns eine Einführung in die Firmenstruktur und eine Erläuterung über die langjährige Züchtung und Selektion von Gräser Sorten. Von der ersten Selektion bis zur Marktreife vergehen 10 bis 15 Jahre. DLF ist ein Gesellschaftsmodell von ca. 2500 Rasenzüchter und unterhält 7000 Testplots in mehreren Ländern wie z.B. Frankreich und den USA. Durch die verschiedenen klimatischen Bedingungen kann z.B. die Trockenheitstoleranz der Gräser genauer festgestellt werden.

Die Testflächen wurden mit Begeisterung begutachte und das Anlegen und die Pflege der Flächen erläutert. Beim Rundgang durch die Gewächshäuser bekamen wir ein Einblick in die Versuche über Salztolerenz und dessen Folgen für die Gräser. Auch die Vermehrung und Anzucht der Gräser im Gewächshaus wurde uns anschaulich vermittelt und ergab so einen tiefen Einblick in die Arbeitswelt der Rasenzüchtung. Danach ergab sich ein sehr informativer und offener Austausch. Es wurde über die Aussagekraft die „Listings“ gesprochen und die Bedingungen unter der diese erstellt werden. Alle Testplots befinden sich auf einheimischen Böden mit einer einheitlichen Schnitthöhe und einheitlichen Düngergaben. Bedingungen die nicht wirklich die Situation auf Golfflächen, insbesondere Golfgrüns berücksichtigen. Toleranz gegen Dollar Spot und Schneeschimmel ist in den Listings nicht ausreichend berücksichtigt, trotz der enormen Bedeutung im Greenkeeping heute. Änderungen in dieser Hinsicht müssten jedoch zuerst durch ein Business Case begründet werden.

Insgesamt ein sehr aufschlussreicher Programmpunkt, bei dem wir, dank des sehr kompetenten Fachpersonals, Einblick in die Welt der Rasenzüchtung gewinnen konnten. Eine willkommene Stärkung mit typischem Smørrebrød und Getränken wurde dankbar angenommen.

Der zweite Programmpunkt war der Besuch von Brøndby Golfklub. Course Manager Gediminas Rudokas erläuterte sein pestizidfreies Greenkeeping auf einer 45 ha großen 18 Loch Anlage. Wie einige Anlagen in Dänemark ist Brøndby Golfklub auf kommunalen Grund gebaut und daher mit starken Restriktionen bezüglich Pflanzenschutzmittel belegt.

Das Ziel Festuca Gräser mit minimalen finanziellen Mitteln und Personal zu etablieren, wurde skizziert und bei einem Platzrundgang verdeutlicht. Auch das erfolgreiche Mähen mit Robotern auf Fairways und Semirough wurde uns vorgeführt.

Nach einem reichhaltigem Buffet-Abendessen in Brøndby GC und anschließendem Vortrag von Norbert Lischka über selektive Düngung per Hand kehrten die Teilnehmer zufrieden nach Kopenhagen zurück.

Am nächsten Tag folgte ein Besuch zum Hedeland Golfkub mit Course Manager Jan Edrup. Die Anlage ist eingebettet in ein Naherholungsgebiet mit Bike tracks, Amphitheater und der längste Skipiste Dänemarks (150m). Hier haben wir unter realen Bedingungen Fairway-Versuchsflächen mit Festuca, unter Berücksichtigung der Sortenwahl und Unkraut-Besatzung, besichtigt.

Danach stand eine Weinprobe in einem benachbarten Weinberg an, wo Jan diesmal als Winzer mit genau so viel Begeisterung und Elan wie für Festuca Gräser uns seinen Weinanbau näherbrachte.

Ohne Verzögerung reisten wir weiter zum Smørum Golfklub, welcher als Brutstätte für dänische Golfer beschrieben wurde. Mit 54 Löcher und ca. 3000 Mitglieder ist die Anlage ideal für Golfanfänger und ermöglicht einen einfachen Einstieg in den Golfsport.

Auf der Anlage ist eine Sterf/Scangreen Versuchsfläche. Die Versuchsflächen sind für ein Zeitdauer von 3 Jahre angelegt und werden gepflegt wie die Golfgrüns auf dem Golfplatz. Smørum ist eine von fünf Scangreen Versuchsflächen in Skandinavien und Island mit Schwerpunkt Festuca Arten. Beim Platzrundgang mit Per Rasmusen wurde das sustainable Festuca Management erläutert und die hervorragenden Ergebnisse präsentiert.

Als nächste Station besuchten wir Furesø Golfklub mit Course Manager Thomas Pihl. Besonders beeindruckend waren die exzellenten Rasenflächen trotz PSM Verzicht. Hier begutachteten wir Greens mit 1% Gewicht Agrostis canina gemischt mit Festuca Arten. Laut Thomas ergibt diese Prozentzahl eine ideale Mischung, ohne eine zu dichte Agrostis Narbe mit entsprechender problematischer Verfilzung zu erzeugen. Eine weitere Nachsaat mit A. c-anina ist seiner Erfahrungen nach nicht ratsam. Seine Beobachtungen in den letzten 7 Jahren zeigten zudem keine Dollar Spot Symptome auf A.canina Gräsern!!

Nach einem langen Tag war die Freude auf ein Buffet „Eat your Golf Course“ groß. Ein Vortrag von Arthur Wolleswinkel mit einem Dollar Spot Research Programme Update belegte die zunehmende Rolle dieser Krankheit auch in kühleren Teilen Europas.

Am nächsten Tag stand ein Besuch des Royal Kopenhagen Golfklubs an. Eingebettet in ein 1.000 ha großes Areal beinhaltet dieses ehemalige königliche Jagdrevier eine einzigartige 18 Loch Golfanlage. Ca. 2.400 Stück Rot- und Damwild laufen frei über das gesamte Areal und bieten eine einmalige Kulisse. In nächster Nähe grast das Wild relativ unbeeindruckt von den Golfspielern und dem Geschehen. Der Course Manager, Martin Nillson, ist verantwortlich für 26 ha. gemähten Rasen. Sämtliche nicht gemähten Flächen dürfen weder gepflegt noch behandelt werden.

Auch hier sind sämtliche PSM verboten, Platzmöbel wie Sitzbänke, Ballwäscher, Teeschilder und Next Tee Schilder sucht man hier vergeblich. Das Ergebnis ist eine Landschaft ohne künstliche Objekte von beeindruckender natürlicher Schönheit.
Die Platzpflege ist naturgemäß durch die Anwesenheit von Wild erschwert. Von tierischen Hinterlassenschaften bis zu Spuren von Brunftkämpfen auf den Greens ist alles geboten. Jeden Abend müssen die Fahnenstöcke eingesammelt werden, um nicht die nächtliche Aktivität des Wildes zum Opfer zu fallen.  Die Spielflächen müssen täglich vom Kot des Wildes befreit werden, bevor Mäharbeit stattfinden kann. Auch die erhebliche Menge an Urin kann starke Schäden verursachen.  Martin Nilsson verwendet Agrostis Stolonifera auf den Greens, um dem Verschleiß und dem Druck durch das Wild entgegenzuwirken.

Nach einem Mittagessen im Clubhaus traten die Teilnehmer ihre Heimreise mit reichlichen Eindrücken, Information und neue Bekanntschaften an.

Überlegenswert ist auch die Verwendung von genderneutralen Teemarkern, welche in ganz Dänemark nur die Angaben von Platzlänge wiedergeben. Der Spieler entscheidet sich je nach Spielstärke für eine Platzlänge z.B. 6.200 m = 62. So spielt man immer von den Teemarker 62.

Mein persönliches Fazit: ein sehr gelungener intensiver und informativer Austausch unter europäischen Kollegen. Beeindruckend war die Offenheit im Umgang mit Greenkeeping und Umwelt und die scheinbare Akzeptanz der dänische Golfspieler für umweltschonende Pflegemaßnahmen.

Andrew Foyle im Juli 2024

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